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02.11.2023

Fast ausverkauftes Haus beim Dokumentarfilm „Unser Boden - unser Erbe” am Dienstag, 24.10.2023 mit anschließender Gesprächsrunde

Essbare Pflanzen wurzeln im Erdreich. Aber nur noch 60 Jahre lang? Fehlen Deutschland dann Lebensmittel zum Überleben? Solch drängenden Fragen ging am Dienstagabend (24.10.) der Film „Unser Boden, unser Erbe“ im Centraltheater Leutkirch nach. Anschließend gaben fünf Fachleute dazu Antworten. Vor fast bis auf den letzten Platz besetzten Rängen. Dabei zu hören: Es lässt sich „durch Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit“  noch vieles retten. Aber nur durch „Umsteuern“ der Landwirtschaft.

Und deren Kundschaft – also von allen.

Eine 30 cm tiefe „Haut“ auf allen Erdteilen: der Boden. Diese Mischung aus Humus und allerhand kleinen Tieren drin ist für die Star-Köchin Sarah Wiener „das letzte Paradies“. Doch der Mensch vertreibt es. Über zehn Millionen Hektar sind inzwischen verlorengegangen. Davon 6,3 Hektar Bauernland jedes Jahr in Baden-Württemberg, wie die Vizepräsidentin des Landesbauernverbands, Roswitha Geyer-Fäßler nach der Filmvorführung vorrechnete. Im Film selbst hatte es zuvor geheißen, die Europäische Union (EU) gehe von 39 Milliarden Euro Schaden pro Jahr durch Bodenvernichtung aus.

Bodenschutz ist Hochwasserschutz

Dabei machte „Unser Boden, unser Erbe“ viel Hoffnung. Würde der Humus pflanzenfreundlich weltweit nur um 0,4 Prozent aufgebaut, könne der Boden so das ganze Gas Kohlenstoffdioxid (CO2) aufnehmen, das derzeit das Klima belaste. Auf der Leinwand bezeichnet es ein Biobauer vom Bodensee als größtes Glück, wenn er handgreiflich spüre, wie die Ackerkrume sich erweitern könne. Und dabei Wasser für die Pflanzen speichert. Immerhin 100 Liter pro Quadratmeter. Ein gesunder Boden dient dem Hochwasserschutz.
„König Kunde hat es in der Hand“

Wie bewerkstelligen? Ein Zuschauer meinte nach dem Film, „dass manche Landwirte auf Kosten ihrer eigenen Zunft leben“. Sie schonten das Erdreich zu wenig. Das wollte Bio-Bierbrauer Gottfried Härle so nicht stehen lassen. Es sei falsch, „die ganze Verantwortung auf die Landwirtschaft zu schieben“.  Wichtig sei für die Bauersleute ein fairer Preis. Und zwar einer, der auch die Schäden durch „konventionelle Landwirtschaft“ wiedergebe. Letztlich gelte aber: „Der Kunde ist König.“ Wenn der Kunde bewusst einkaufe, lasse sich auch eine „Ökologisierung der Landwirtschaft“ erreichen, sagte der Allgäuer „Bioland“-Bauer Hans Peter Maier.

„Wir brauchen diejenigen, die das kaufen“, was an heimischen Höfen erzeugt werde. Roswitha Geyer-Fäßler beklagte Produktionsverlagerungen in das Ausland, wo da und dort laxere Vorschriften herrschten: „Wir haben in Deutschland ganz viele Schweine abgebaut – die kommen jetzt aus Spanien.“

Dass man den Boden schonen kann, hatte zuvor im Film ein Gärtner von der SoLaWi Ravensburg erklärt. Also der Solidarischen Landwirtschaft, bei der diejenigen mit anpacken, die nachher auch von der gewachsenen Ernte essen wollen. So lernen sie, Boden unter den Füßen zu erleben. Ähnliche SoLaWis arbeiten auch im Raum Leutkirch, berichtete Mit-Moderatorin Sarina Gisa beim Filmgespräch im Centraltheater.

Was aber können die oder der Einzelne für Bodenqualität im eigenen Garten tun? Schauen, dass er nicht austrocknet, sagt Roßwitha Geyer-Fäßler. Und die Tiere am und im Boden leben lassen. Geyer-Fäßler: „Unsere wichtigsten Mitarbeiter sind die Regenwürmer.“

Zum guten Schluss machte Katharina Eckel auf der Kino-Bühne auf die „Biomusterregion“ aufmerksam. Sie breitet sich im Kreis Ravensburg aus. In den zurückliegenden „Öko-Aktionswochen“ wurden Besuchen auf Biohöfen angeboten. Und zu Weihnachten empfiehlt sie Bio-Geschenke. Schon jetzt dort zu haben: Einkaufsführer. Mehr Informationen hierzu: Bio-Musterregion | Landkreis Ravensburg | Landkreis Ravensburg (rv.de)

Bericht: Julian Aicher, die Bildschirmzeitung