cineclub News
29.11.2023
Filmabend „Jüdisches Leben am Federsee“ über die jüdische Gemeinde Buchau am 22. November 2023 im Centraltheater Leutkirch
Manche Dinge bekommen durch politische Geschehnisse eine andere Bedeutung. So war bereits lange geplant, den Film „Jüdisches Leben am Federsee. Eine Spurensuche in Bad Buchau“ im Leutkircher Kino zu zeigen. „Das kann man im November 2023 aber nicht tun, ohne etwas zum Nahostkonflikt zu sagen“, so Veranstalterin Maria Hönig von „Demokratie leben!“ in ihren einleitenden Worten.
Teil der jüdischen Gemeinde in Bad Buchau war auch die Leutkircher Familie Gollowitsch gewesen. Nur zwei Familienmitglieder überlebten den Holocaust dank Flucht und Emigration. Zahlen, die sich so auch im Film wiederfinden: Gerade einmal vier jüdische Menschen der ursprünglich mehrere hundert Personen starken Gemeinde kehrten nach dem zweiten Weltkrieg zurück in ihre Heimat. Heute gibt es auch in Bad Buchau kein jüdisches Gemeindeleben mehr.
Der Film zeigt jedoch zunächst auf, wie sich in der freien Reichsstadt am Federsee ein sehr freundschaftliches Miteinander zwischen Juden und Christen entwickelte. Dazu trug in nicht unbedeutender Weise der wirtschaftliche Aufschwung bei, der einsetzte, als König Wilhelm I. von Württemberg 1828 rechtliche Einschränkungen für Menschen jüdischen Glaubens aufhob und auch für sie die freie Berufswahl galt. Stefan Brückner von der Gesellschaft für christlich-jüdische Begegnung Oberschwaben ist einer der Filmemacher. Er stand im Anschluss an den Film für ein Publikumsgespräch zur Verfügung. Dabei betonte er, dass die Dokumentation ein Laienwerk sei - gleichwohl eines mit viel Herzblut. Die 70 Zuschauerinnen und Zuschauer zollten denn auch ordentlich Applaus für das außergewöhnliche Engagement.
„Was bleibt?“ fragt der Film zum Schluss. Es bleibt ein kleines, aber feines Museum in Bad Buchau, ebenfalls betrieben mit viel Herzblut und Engagement. Es bleibt der eindrucksvolle jüdische Friedhof. Es bleiben Filme wie dieser. Es bleibt aber vor allem: Eine große Lücke.
(Foto: Stiftung St. Anna)